Die Zukunft der Gebäudewärme: Nahwärme mit Sektorenkopplung und Booster-Lösung
Pilotprojekt "Energiezentrale der Zukunft", Bochum
In einem Pilotprojekt untersucht die Wohnungsgesellschaft Vonovia in einem ihrer Wohnquartiere, ob die Energiewende mit Sektorenkopplung funktioniert. Wie sich zeigte, geht das nur mit neuer Wärmetechnik in den Häusern.
Key Facts
EZZ Energiezentrale der Zukunft, Bärendorfer Straße, Bochum-Weitmar, NRW
- Pilotprojekt zur Gebäudeenergie im Zuge der energietechnischen Gebäudesanierung eines Bestandswohnquartiers von Mehrfamilienhäusern aus den 1970er Jahren
- Gebäude erhalten zentrale Wärmesysteme
- PEWO stattete ein Gebäude des ersten Bauabschnitts mit Übergabe- und Verteiltechnik aus
- Folgeprojekt läuft
Übertragung von Gebäudewärme aus einem mittelwarmen Netz auf ein nicht optimales Heizsystem
- Vonovia SE, Bochum (Auftraggeber, Installation)
- HAPE Ingenieurgesellschaft, Lachendorf (Planung)
- Viessmann (Wärmetechnik)
- 2 Wärmepumpen Titan 5
- Übergabestation V-max 32
- Verteiler Split H
- 3 Trinkwassererwärmer Aqua S
- 2 Trinkwassererwärmer Aqua S (Vor- und Nachwärmer)
2021
Energieautarkes Wohnquartier
Etwa 50 Jahre alt sind die Gebäude des Wohnquartiers Bärendorfer Straße in Bochum-Weitmar. Zeit für eine Totalsanierung, auch im Sinne der Gebäudeenergie. Eigentümer Vonovia befand, man könne am Unternehmensstandort Bochum mehr als nur sanieren. Man könne ein Zeichen setzen – in Form eines energieautarken Wohnquartiers. Ein Pilotprojekt der Energiewende! Direkt im Wohnquartier wurde die „Energiezentrale der Zukunft“ errichtet. In dieser innovativen Heizzentrale werden erneuerbare Energien aus mehreren Quellen modellhaft zusammenführt. So liefert z.B. Photovoltaik auf den Dächern elektrischen Strom. Er treibt Wärmepumpen für Heizung sowie Warmwasser an und beliefert die E-Ladesäulen des modernisierten Wohnquartiers. Nicht verbrauchte Energie wird im Elektrolyseur für die Speicherung im grünen Wasserstoff genutzt. Bei erneutem Bedarf gewinnt eine Brennstoffzelle den Strom wieder zurück.
Mittelwarmes Nahwärmenetz
Für die Gebäudewärme wurde ein quartierseigenes Nahwärmenetz eingerichtet. Aufgrund der Art der Wärmequellen handelt es sich um ein mittelwarmes Netz, welches mit einer Vorlauftemperatur von etwa 45 °C betrieben wird. Die Gebäude selbst wurden erweitert und neu gedämmt. Was allerdings bleiben musste, waren die Radiatorheizungen. Die Umstellung auf eine Fußbodenheizung war aus baulichen und Kostengründen nur für die aufgestockten Etagen möglich. Die Radiotoren ans neue mittelwarme Netz anzuschließen bedeutete eine wärmetechnische Herausforderung – eine zu große für die ursprüngliche Übergabe- und Verteiltechnik in den Heizungskellern. Ganz zu schweigen von der Unmöglichkeit, mit ihr die Trinkwassererwärmung in den Bereich von Komfort und Hygiene zu bringen. Hier war eine Verstärkungslösung gefragt. Viessmann, selbst mit Energieerzeugungsanlagen am Projekt beteiligt, fand, dies sei ein Fall für seinen Partner PEWO.
Die Booster-Systemlösung
In der ersten Pilotanlage hebt die kaskadierte Booster-Wärmepumpe Titan HT (förderfähig) die Vorlauftemperatur im Nahwärmenetz von 45°auf ca. 68 °C an. Die zentrale Heizung & Trinkwassererwärmung erfolgt durch ein Heizungsmodul und einer Frischwasserstation. Die Steuerung der Module des Booster-WP-Systems sind autark, ein Masterregler übernimmt die individuellen Anforderungen. Pufferspeicher dienen als Wärmespeicher zum Ausgleich von Verbrauchsspitzen im Durchflusssystem. Das Projekt EZZ zeigt, dass Wärmetechnik von PEWO auch mit schwierigsten wärmetechnischen Bedingungen umzugehen vermag. Nun soll Anlauf genommen werden, das gesamte Quartier neu auszurüsten. Schließlich soll doch die Energiezentrale der Zukunft deutschlandweit Schule machen.