Abwärme heizt Schwimmbecken
Sport- und Lehrschwimmhalle Berlin-Schöneberg
Key Facts
Sport- und Lehrschwimmhalle, Sachsendamm 11, Berlin-Schöneberg
- Energetische Teilsanierung
- Anlage zur Wärmerückgewinnung, die durch eine Regelung von PEWO bedient werden
- Sanierung der Trinkwassererwärmung
Wärmerückgewinnung aus Abwasser als wärmetechnisches Pionierprojekt
- Berliner Bäder-Betriebe (Auftraggeber)
- Ingenieurbüro Lang, Berlin (Planung Gebäudewärme)
- Helmut Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH, Geisingen (Kanal-Wärmeübertrager)
- Wärmepumpenmodul (individuelle Ausführung)
- Verteiler Split H
- Trinkwassererwärmer (individuelle Ausführung)
2012
Bis 2012 galt die Sport- und Lehrschwimmhalle Berlin-Schöneberg mit ihrem erdgasbetriebenen Heizsystem und ihrer alten Bausubstanz als "Energieschleuder". Dann aber wurde sie, ohne an diesen Rahmenbedingungen etwas ändern zu müssen, in ein kleines Energieeffizienz-Wunder verwandelt.
- Zunächst einmal wurde der in die Jahre gekommen klassische Erdgaskessel gegen einen mit Brennwerttechnik ausgetauscht.
- Die eigentliche Energieeffizienz-Lösung aber bestand in einer Anlage zur Abwasserwärme-Rückgewinnung, damals noch eine vollkommene Innovation.
Die Planung lag in den Händen des für visionäre Wärmetechnik-Lösungen bekannten Ingenieurbüros Lang; ein Großteil der Anlagen kam von PEWO. Es handelte sich um Sonderanfertigungen; nichts bei diesem Projekt war von der Stange.
Herzstück ist ein 50 Meter langer Kanal-Wärmetauscher im Abwasserkanal unter dem Sachsendamm. In ihn fließt auch das Abwasser der Schwimmhalle ein, aber nicht nur. Verlegt wurde der Wärmetauscher vom Modell Therm-Liner durch das Bauunternehmen Helmut Uhrig Straßen- und Tiefbau, die das Produkt auch entwickelt hat. Die Anlage entzieht dem Abwasser die Restwärme – je nach Jahreszeit liegt seine Temperatur zwischen 12 °C und 22 °C – und führt sie zurück in das Heizsystem der Schwimmhalle.
Damit das in energietechnisch sinnvoller Weise geschehen kann, sind Wärmepumpen erforderlich, die das Temperaturniveau anheben. Aufgrund der Rahmenbedingungen, unter anderem wegen des ohnehin anliegenden Erdgasanschlusses, empfahl sich hier eine besondere Bauart: die Gas-Absorptionswärmepumpe. Sie arbeitet wie eine klassische Wärmepumpe mit einem Kältemittel, das durch die Aufnahme von Wärme aus der Umwelt verdunstet. Allerdings kommt die Gas-Absorptionswärmepumpe ohne elektrisch betriebene Verdichtung aus. Stattdessen löst sich das verdunstende
Kältemittel in einer Sorptionsflüssigkeit, der in einem weiteren Wärmeübertrager die Wärme entzogen und auf das Heizsystem übertragen werden kann. Anschließend trennt Wärme aus einem Erdgasbrenner Kälte- und Sorptionsmittel in der Wärmepumpe wieder voneinander und stellt erneut den Ausgangszustand her.
PEWO entwickelte und baute ein Wärmepumpen-Modul, das sieben solcher Gas-Absorptionswärmepumpen in kaskadierender Schaltung vereint. Die Anzahl der sich zuschaltenden Wärmepumpen hängt dabei von der Abwassertemperatur und vom Heizbedarf ab. Ein Verteiler transportiert die Wärme zu den beiden Schwimmbecken, zur Fußbodenheizung und zum Trinkwassererwärmer. Letzterer wird vor allem zum Duschen gebraucht. Die Duschen wiederum sind die Hauptlieferanten für die Abwärme, zumindest, was den Abwasserbeitrag der Schwimmhalle angeht – so schließt sich der Kreis.
Weil aber Duschen und damit auch Trinkwassererwärmer in öffentlichen Gebäuden stets auch neuralgische Stellen im Sinne des Legionellenschutzes sind, wurde in diesem Fall gleich eine neue Anlage von PEWO mitinstalliert. Sie verfügte über ein Modul zur permanenten thermischen Desinfektion.
Alle Wärmetechnik-Komponenten, auch die nicht von PEWO stammenden, wurden über eine Leittechnik PEWO Control miteinander verbunden und diese in die übergeordnete GLT der Schwimmhalle eingekoppelt.
Die Betreiber sind mit Recht stolz auf die Energieeffizienz, die sie in ihrer alten Bausubstanz erreicht haben. Eine elektronische Anzeige am Eingang gibt Auskunft über Heizleistung und CO2-Einsparung. In den ersten vier Betriebsjahren wurden mit Hilfe der Rückgewinnungsanlage ca. 700 MWh Wärmeertrag aus Abwasser gewonnen – das entspricht einer Solarthermie-Anlage mit ca. 500 Quadratmetern Kollektorfläche.