Nahwärme im ländlichen Raum? Es funktioniert.
Nahwärmenetz Ausacker
Key Facts
Nahwärmenetz, Gemeinde Ausacker, Schleswig-Holstein
Nahwärmenetz für eine Landgemeinde mit sehr geringer
Siedlungsdichte
- Angebot einer ausreichenden Wärmeleistung über
große Entfernungen hinweg - Platzmangel im Heizhaus
- Gerald Müller Heizung & Sanitär, Handewitt
(Auftraggeber und Installation) - Bio-Energie-Rave GmbH &Co.KG, Ausacker
(Wärmeerzeugung)
- Projektierung des Nahwärmenetzes
- Heizungsverteiler Split H
- 30 Übergabestationen Compact Eco
- 1 Übergabestation V-max
- Leittechnik PEWO Control mit Visualisierung
2019 und 2021
Ausacker ist eine 530-Seelen-Gemeinde bei Flensburg. Ein Dorf kann man es nicht nennen – eher handelt es sich um den organisatorischen Zusammenschluss weit auseinanderliegender Einzelgehöfte. Nach bisheriger Erfahrung wäre Ausacker damit so ziemlich die letzte Gemeinde, die für ein Wärmenetz infrage käme. Doch sie besitzt eines, und es funktioniert gut.
Auslöser war die Initiative eines Landwirts vor Ort, aus den bei ihm anfallenden Biomasse-Resten Biogas gewinnen und damit eine Energiequelle für die Nachbarschaft bereitzustellen zu wollen. Mit diesem Ansinnen passte das Projekt in Initiativen auf Landes- und Bundesebene für erneuerbare Gebäudewärme auf dem Land und wurde gefördert. Durch beharrliche Überzeugungsarbeit konnten nahezu alle Hofbesitzer der Gemeinde – insgesamt 21 – für den Anschluss ein Wärmenetz gewonnen werden, das ihnen nach einer sehr überschaubaren Anfangsinvestition eine wartungsarme und preiswerte dauerhafte Wärmeversorgung garantierte. Klimaschutz inklusive.
Blieb eine technische Umsetzung, die das Versprechen erfüllen konnte. Aufseiten der Energieerzeugung war es kein Problem: Zwei kaskadierend geschaltete Blockheizkraftwerke liefern, kombiniert mit einem großen Pufferspeicher, in Abhängigkeit vom aktuellen Bedarf energieeffizient die nötigen Wärmemengen. Die Vorlauftemperatur liegt bei ca. 80 °C. Für den Havariefall steht ein Erdgaskessel bereit.
Die Herausforderung stellten Planung und Bau des Wärmenetzes dar, welches die Energiequelle mit den 21 Abnehmern verbinden sollte. PEWO übernahm das Projekt und sorgte dafür, dass das Netz zunächst energieeffizient dimensioniert und dann mit der bestgeeigneten Wärmetechnik ausgestattet wurde. Dabei zeigte es sich, dass die vermeintlichen Hürden des dünnbesiedelten ländlichen Raums für ein Nahwärmenetz sämtlich zu nehmen waren.
Die Heizzentrale bot sehr wenig Platz für den erforderlichen großen Heizungsverteiler. Dank der modularen Bauweise der Anlagentechnik von PEWO funktionierte es dennoch: Der individuell ausgelegte Split H wurde in diesem Fall zweimal „ums Eck“ gebaut, damit er ins Haus passte. Ein starkes Netzpumpenmodul sorgt für die Aufrechterhaltung des Volumenstroms bis ins entlegenste der Gehöfte.
Die einzelnen Gehöfte wiederum stellten aufgrund ihrer baulichen Bedingungen unterschiedliche Anforderungen an den Anschluss. Die Mehrzahl erhielt eine Übergabestation Compact X – und zwar je nach Platz- und Verbrauchssituation in unterschiedlichen Anschlussarten, was das Trinkwarmwasser angeht. In einem Fall war eine größere V-max vonnöten.
Weil das Netz von Ausacker von Grund auf neu umgesetzt wurde, war es auch möglich, die Leittechnik optimal mit einzubeziehen. Die Datenleitungen für eine Lösung nach dem System PEWO Control wurden also mitverlegt. Das Kontrollzentrum mit Visualisierung befindet sich in der Energiezentrale. Zusätzlich kann jeder Verbraucher seine Daten individuell einsehen.