Das Nahwärmenetz, das keines ist
Kaltnetz von La Tour-de-Peilz (Schweiz)
Das Kaltnetz von La Tour-de-Peilz ist ein Pilotprojekt der Gebäudewärme. PEWO Schweiz war an Planung und Ausführung beteiligt. Ein Nahwärmenetz, das sich aus dem durchaus nicht warmen Wasser des Genfersees speist, versorgt ca. 3.000 Haushalte des Städtchens mit Wärme für Heizung und Trinkwasser. Eines der wichtigsten Elemente der Lösung besteht in einer speziellen Wärme-Booster-Lösung.
Key Facts
Kaltnetz La Tour-de-Peilz (VD), Schweiz
- Kaltnetz für Gebäudewärme
- Wärmequelle: Grundwasser
- Ca. 300 Gebäude, insgesamt ca. 3.000 Haushalte angeschlossen
Verstärken einer extrem schwachen Wärmequelle
- Übergabestationen CAD H
- Kälteübergabestationen CAD C
- Netzpumpenmodule NP C
- Wärmepumpen Titan 2
2017
La Tour-de-Peilz ist ein wohlhabendes Städtchen am Nordufer des Genfersees. In unmittelbarer Nachbarschaft des Nestlé-Sitzes Vevey und des mondänen Montreux gelegen, ist es geradezu prädestiniert für Extravaganzen. Unlängst kam eine weitere hinzu: ein Nahwärmenetz, das Gebäudewärme-Neuland betritt. Es speist sich aus seenahem Grundwasser, das aus 70 Metern Tiefe entnommen wird und ganzjährig eine Temperatur von 6 °C aufweist – Temperaturkonstanz ist wichtig, damit das System funktioniert. Es handelt sich also um kein mittelwarmes Netz, sondern um ein Kaltnetz. Trotzdem dient es zum Heizen. Das Netz von La Tour-de-Peilz ist eines von weltweit bislang ganz wenigen dieser Art. Aus gutem Grund: Etwas aus der sehr kühlen Wärmequelle zu machen, bedeutet eine technologische Herausforderung.
Das kalte Wasser wird – wegen der niedrigen Temperatur nahezu verlustfrei – über speziell ausgeführte Guss-Rohrleitungen bis zu den ca. 300 Gebäuden transportiert. Der Rücklauf erfolgt in den See; die Netzlänge beträgt insgesamt ca. 15 Kilometer. Vor Ort bei den Abnehmern entziehen dann spezielle, von PEWO entwickelte Kaltnetzmodule – Übergabestationen, die mit hocheffizienten Sole-Wasser-Wärmepumpen kombiniert wurden – dem Wasser weitere drei Kelvin und produzieren daraus Gebäudewärme.
Prinzipiell funktionieren die Übergabestationen so wie klassische, die mit höheren Temperaturen arbeiten. Allerdings sind sie anders dimensioniert. Die Aufgabe, welche die Wärmepumpen hier zu erfüllen haben, ähnelt in puncto Temperaturbereich derjenigen bei Tiefengeothermie. Entsprechend wurde das Modell gewählt. Es wurden jeweils Kombinationen aus mehreren Wärmepumpen in kaskadierender Schaltung eingesetzt. Die Leistung ist genau auf den Wärmebedarf des jeweiligen Gebäudes zugeschnitten; die Leistungsskala reicht von 28 kW bis 62 kW. Es handelt sich somit um Booster-Lösungen der Extraklasse, die auch die hygienische Trinkwassererwärmung einschließen.
Obschon es sich um ein Kaltnetz handelt, gibt es auch hier eine "Heizzentrale". Eigentlich ist es die Pumpenzentrale. Die Kopfstation zur Übergabe von den Wasserpumpen ans Netz und das Netzpumpenmodul wurden ebenfalls von PEWO geliefert. Es handelt sich um Spezialausführungen wie bei allen anderen Anlagen in diesem Projekt auch. Das Funktionieren eines Kaltnetzes aber steht und fällt mit der Qualität der Booster Wärmepumpen. Das Netz von La Tour-de-Peilz war eines der ersten, das zufriedenstellend funktionierte. Zugleich handelte es sich um den ehrgeizigen Einstieg von PEWO Schweiz in den eidgenössischen Gebäudewärme-Markt.
Prinzipschema
Gewinnung thermischer Energie aus einem See