Gute Fernwärme, bessere Fenwärme

Über den Wandlungsbedarf einer vermeintlich perfekten Energiequelle

#Fernwärme#Fernwärmenetze

Fernwärme wird medial stets als eine der "guten", wenn nicht als die beste Art der Gebäudewärme im Sinne der Energiewende dargestellt. Doch das ist zu simpel. Es verstellt den Blick darauf, dass auch die Fernwärme sich erst noch wandeln muss, um wirklich gut zu werden. Die Gesetzgeber wissen allerdings um diesen Wandlungsbedarf. Die Fernwärme-Netzbetreiber haben sogar schon begonnen zu handeln.

Darum geht es:

Fernwärme hat Vorgaben zum Klimaneutral-werden bekommen

Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung ist eine Stellschraube

PEWO passt Übergabetechnik an

Fernwärme gilt als so etwas wie eine Zauberformel für die Energiewende in der Gebäudewärme. Vor dem Hintergrund des mit großer medialer Aufmerksamkeit verabschiedeten Wärmeplanungsgesetzes verstärkt sich dieser Eindruck noch einmal – in ihm spielt die Fernwärme bekanntlich eine wichtige Rolle. Tatsächlich ist dies aber ein Wechsel auf die Zukunft. Fernwärme, so wie sie heute beschaffen ist, genügt vielerorts noch nicht den Anforderungen an eine klimaneutrale Gebäudewärme. Allerdings wissen das alle, die damit umgehen, und die Gesetzgeber der EU wissen es auch. Es wird nur nicht so viel davon gesprochen.

"Graue" Fernwärme

Eigentlich konnte man es ahnen: Fernwärme gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, Zeiten also, in denen von Klimaneutralität noch keine Rede war. Das am meisten
berüchtigte Beispiel war die Fernwärme in der ehemaligen DDR: Sie entstand durch die Verbrennung von Braunkohle. Im vereinigten Deutschland wurde es etwas anders. Wo es Fernwärme gab, wurde sie von Kohle auf teilweise auf Heizöl und Erdgas umgestellt. 

Dann kam Kraft-Wärme-Kopplung für maximale Energieeffizienz oben drauf. Zuletzt folgten mancherorts noch das anteilige Ersetzen der fossilen Energieträger durch regenerative Energiequellen – vor allem durch Erdwärme aus Tiefengeothermie – und durch das Einkoppeln industrieller Abwärme. "Graue" Fernwärme – das ist der Stand von heute. Die Fernwärme von morgen muss aber grün werden, denn ab 2045 sind alle fossilen Energieträger zur Gewinnung von Gebäudewärme verboten.

"Graue" Fernwärme

Transformation der Fernwärme

"Effiziente Fernwärme" – so nennt die Energieeffizienz Richtlinie EED der EU, die "Mutter aller Energiegesetze", was geplant ist. Sie schreibt dazu einen ambitionierten Handlungspfad vor, den die Mitgliedstaaten in nationales Recht übersetzen sollen, auch Deutschland. Die EED definiert einen Handlungspfad mit Meilensteinen, über die sich die Fernwärme schrittweise in Richtung Klimaneutralität bewegen soll. Bedient werden dabei drei Stellschrauben:

  • Einsatz regenerativer Energien 
  • Einsatz industrieller Abwärme
  • Einsatz fossiler Energieträger mit KWK.

Zunächst dürfen sich die Netzbetreiber noch ein wenig Zeit erkaufen, in dem sie hauptsächlich die Energieeffizienz fossiler Energieträger durch Kraft-Wärme-Kopplung verbessern.

Transformation der Fernwärme

Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung

Ab 2028 werden die Vorgaben hier strenger – dann ist nur noch "hocheffiziente KWK" erlaubt. Gemeint ist eine KWK, die mindestens zehn Prozent Einsparung an Primärenergie gegenüber der getrennten Erzeugung von Wärme und Strom ergibt. Das ist viel. Außerdem darf der CO2-Ausstoß dann maximal noch 270 g/kWh betragen. Das heißt im Klartext: 2028 bedeutet das definitive Ende von Heizöl und Kohle im
Fernwärme-Mix. Mit Erdgas geht es hingegen noch.

Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung

Ab 2045 nur noch "Erneuerbare" und Abwärme

In den Folgejahren aber verlagert sich der Schwerpunkt hin zu regenerativen Energiequellen und Abwärmenutzung. 2045 sind nur sie noch erlaubt. Das soeben verabschiedete deutsche Wärmeplanungsgesetz (WPG) – bekanntlich räumt es der
Fernwärme eine hohe künftige Priorität in der Gebäudewärme ein – macht den Netzbetreibern im Sinne der EED erste Vorgaben: Bestehende Wärmenetze sollen bis 2030 mindestens zu 30 Prozent mit regenerativer Energie betrieben werden, bis 2040 soll der Anteil bei 80 Prozent liegen. Neue Wärmenetze müssen ab 2024 bereits zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden, und zwar mit definierten Obergrenzen für Wärme, die aus Biomasse kommt.

Vorstoß auf neues Gebiet

Der Übergabe- und Verteiltechnik von PEWO konnte es bisher egal sein, aus welcher Quelle die Fernwärme kommt, die sie durchströmt. Aber das lag vor allem daran, dass es um Wärmequellen mit bekannten Schnittstellen ging. Nun aber geht es um effiziente Technik zur Einkopplung von Wärme aus regenerativen Quellen, für die noch keine Erfahrungswerte vorliegen – Stichwort: grüner Wasserstoff. Es geht außerdem um Technik zur Einkopplung von Wärme aus Industrieprozessen ins Fernwärmenetz in noch nie dagewesenem großem Maßstab. PEWO freut sich schon auf die Entwicklungsarbeit, die da auf das Unternehmen zurollt.

Vorstoß auf neues Gebiet